#boycott #Japan #tweet4taiji #TheCove @JPN_PMO shame on #WAZA boycott dolphin parks 
Es waren wohl doch mehr als 40 Tümmler, welche die Jäger gestern in der Bucht zusammentrieben. Vielleicht 50-60. Andere beharren konsequent auf 80. Vielleicht habe ich die Zahl wirklich unterschätzt, oder ein Teil der Tiere war mit Netzen in die kleine Todesbucht gepfercht, wo sie für uns unsichtbar blieben. Die Auslese für Delphinarien heute beginnt um ca. 5.20 Uhr und dauert bis gegen Mittag. Dann wird es ruhiger in der Bucht. Dafür steigert sich die Unruhe nun hinter der Bucht. Radikale Nationalisten finden sich ein. Am Ende sind es deutlich mehr als die zuerst angekündigten acht bis zehn. Mit Lautsprecherwagen fahren sie auf der Strasse hin und her und skandieren antiamerikanische Slogans. Der Film “The Cove” wird beschimpft.

Auch die Polizeipräsenz ist massiv. Die Beamten sind wie immer professionell, aber heute nervöser als sonst. Das liegt wohl vor allem auch an der unversteckten Präsenz von drei Sea-Shepherd-Aktivisten, die an der Bucht mit Kameras filmen und die Aufschrift ihrer Organisation auf Shirts tragen. Ich bin überrascht, dass sie nicht verhaftet werden. Leute von Sea Shepherd werden in Japan als “Öko-Terroristen” betrachtet. Aber offenbar ist diesen Amerikanern nichts anzulasten. Zudem ist es vielleicht ein schlauer Schachzug, dass einer der Aktivisten seine 16-jährige Tochter mitgebracht hat. Schliesslich folgen meine japanische Helferin und ich der Empfehlung der Polizei, das Gelände zu verlassen. Vorübergehend! Ich werde zurück kommen! Ich werde mir nicht nehmen lassen, zu beobachten, was mit den Tümmlern geschieht, die nach der Auslese übrigbleiben. Doch zunächst begleitet uns ein grosses Polizeiaufgebot schützend zum Auto.

Eine Stunde später bin ich wieder da. Diesmal allein. Alles ist viel ruhiger; fast alle Autos weg. Noch immer aber stehen vier Polizeifahrzeuge da. Dann erkenne ich, dass ich keinen Moment zu früh gekommen bin. Als ich die Kamera auspacke, machen sich die Delphinjäger gerade daran, das äusserste Netz zu öffnen. In der Bucht sind momentan noch etwa 40 Delfine gefangen. Ich schätze, dass rund 15 Tiere lebend zum Verkauf in Delfinarien ausgelesen worden sind. Bald ist das gesamte Netz eingezogen. Aber es dauert noch einen Moment, bis die Tümmler begriffen haben, dass sie frei sind. Zuerst behutsam, dann immer schneller schwimmen sie schliesslich von der Bucht weg und verschwinden rechts hinter dem Felsen, langsam gefolgt von bereitstehenden Jagdbooten. Mit Lärmstangen treiben die Jäger die Delfine nun gegen das offene Meer – eine “umgekehrte Treibjagd”. Kurz darauf  sehe ich die Delphinschule schon 500 Meter weiter draussen wieder auftauchen. Jetzt suchen sie in wilder Flucht das Weite. Gischt-peitschend fliegen sie förmlich dem offenen Meer zu. Noch eine Weile ist der Fluchtweg der Tiere am weiss spritzenden und schäumenden Wasser zu erkennen. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Was für einen Horror müssen sie durchgemacht haben, dass sie diesen Ort des Grauens so panisch verlassen. Immerhin haben sie ihr nacktes Leben zurück. Noch vor zwei Jahren wären sie allesamt abgeschlachtet worden. Die soziale Struktur der übriggebliebenen Delphinschule aber îst völlig zerstört. Alle jüngeren Weibchen fehlen. Sie sind das bevorzugte Ziel der Trainer und Händler. Diese Tiere werden den elenden Rest ihres Lebens in winzigen Becken fristen müssen, bevor sie in aller Regel früh sterben.

Hans Peter Roth, vor Ort für OceanCare

http://blog.oceancare.org/2010/09/13/tage-bucht-eintrag-13.html